Saisonvorschauf 2024/25 Münchener Kammerorchester

SAISON 24|25 ›NACHTWACHE‹

›Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da
Die Nacht ist da, daß was gescheh‘.‹


Gustaf Gründgens

Liebes Publikum,


ist nicht die Nacht, die uns so selbstverständlich tagtäglich begleitet und uns den Takt und Rhythmus in unserem Leben vorgibt, ein wahrlich absonderliches, wunderliches Ding? Plötzlich sind wir abgeschnitten von unserem Lebensspender, der Sonne – kein Licht, keine Wärme, keine Energie. Alle Sinneseindrücke verändern sich, die visuelle Welt reduziert sich auf ein Minimum, die Farben verschwinden. Stille kehrt ein, die Ohren nehmen ganz anders wahr, der Stoffwechsel wird heruntergefahren, alles entschleunigt sich. Wir fallen in das Zwischenreich des Schlafes, todesgleich oder traumreich betreten wir andere Welten. Der Mond ist unser Begleiter, der nicht aus sich selbst heraus leuchten kann, aber unsere Meere anschwellen und sich zurückziehen lässt.

Kein Wunder also, dass die Welten der Nacht seit jeher Inspirationsquelle waren für Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen. Natürlich steht der Maler Rembrandt van Rijn mit seinem berühmten Gemälde ›Die Nachtwache‹ auch Pate für unseren Saisontitel,so war das Einfangen von Licht und Farbe, das ›Chiaroscuro‹ einer Nachtszene in den visuellen Künsten eine besondere Herausforderung und Kunst. Auch beim Kinofilm gibt es spektakuläre und unvergessliche Nachtwerke (allen voran vielleicht Antonionis ›La Notte‹), oder legendäre Szenen, die ihren Zauber und ihre Poesie nur in der Dunkelheit entfalten konnten (man denke an Kubricks bei Kerzenlicht gedrehte Szenen in ›Barry Lyndon‹).

In der Musik spiegelt sich die Auseinandersetzung mit der Nacht vom Zwielicht der Dämmerung bis hin zu strahlenden Sonnenaufgängen auf mannigfaltigste Weise wider. Angefangen von den Serenaden und Notturni, Nachtmusiken und Trauermusiken bis zu metaphorischen Ansätzen über Trauer,
Depression, Tod und Trostlosigkeit reicht die Palette. An das Somnambule, Irisierende, Erotische einer ›Verklärten Nacht‹
mag man genauso denken wie an die großartigen Sonnenaufgangs und Lichtwerdungsszenen bei Joseph Haydn.

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Enrico Onofri

Enrico Onofri

Bas Wiegers

Bas Wiegers

Jörg Widmann

Jörg Widmann

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Nun haben wir aber ganz bewusst den Begriff ›Nachtwache‹ als Saisontitel ausgewählt. Damit möchten wir dem Thema noch eine übergeordnete Dimension hinzufügen und die Auseinandersetzung etwas öffnen. Zwei Aspekte sind uns dabei besonders wichtig. Zum einen geht es in Nachtwachen oft darum, zur Ruhe zu kommen, innezuhalten und zu sich selbst zu finden. Die Stille der Nacht ist die Zeit der Meditation und des Gebets. Es ist der Moment der inneren Einkehr. Oft wird die Nachtwache dann auch als Symbol des Übergangs, der Transformation gesehen – das Innehalten vor einer Veränderung, vor etwas Neuem oder einem großen Ereignis. Die Osternacht ist da ein besonders anschauliches Beispiel. Aber in der Dunkelheit verbirgt sich oft auch ein subversives Potential – nicht umsonst war der oben zitierte Gründgens-Schlager dem Nazi-Regime gründlich suspekt. Zum anderenist eine Nachtwache immer auch Ausdruck von Zusammenhalt und Zugewandtheit, ihr Vorhandensein gibt uns Halt noch in den Zeiten der Finsternis. Das Wachen bei Kranken, das Brennen eines Lichts in der Dunkelheit, das füreinander da sein in einsamen Nächten, im Kleinen wie im Großen.

Vielleicht sind das Dinge, an die wir uns in einer zunehmend aufgeheizten Gesellschaft wieder mehr erinnern sollten –
aber zuerst einmal würden wir uns sehr freuen, wenn wir auch in der Saison 2024/25 gemeinsam wunderbare Konzerte feiern dürfen, mit gewohnter Neugierde auf Neues und mit großen Ohren und offenen Herzen.

Ihr

Münchener Kammerorchester


Künstlerisches Gremium: Yuki Kasai, Daniel Giglberger, Florian Ganslmeier, Philipp Ernst, David Schreiber, Nancy Sullivan

24-01-13_2J1A2894_©Florian Ganslmeier

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