ESFAHANI, KASAI UND DAS MKO

In seiner Tondichtung ›Sommernacht‹ für Streicher reflektiert Othmar Schoeck 1945 das gleichnamige Gedicht von Gottfried Keller, in dem junge Bauern Witwen und Waisenkindern bei der Ernte helfen. Im Dämmerlicht des frühen Morgens und Abends lässt der Schweizer die Glühwürmchen funkeln, die Grillen zirpen, den Mond aufgehen oder die Vögel in der Morgenröte zwitschern. In Luigi Boccherinis ›Haus des Teufels‹ bekommt die Nachtwache eine erotische Färbung, die allerdings böse endet: jedenfalls für den skrupellosen Don Juan, der am Ende in die Hölle fährt. In Louis Andriessens ›Orpheus-Ouvertüre‹ von 1982 hingegen steigt der Titelheld in die ewige Nacht der Unterwelt hinab, um Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen. Andriessen erweitert hier das Cembalo-Spiel um zeitgenössische Techniken und knüpft mit dieser Haltung an die Cembalokonzerte von CPE Bach aus der Vorklassik und von Martinu˚ aus der frühen Moderne an. Für diese stilistischsemantische Reise unter Leitung der Konzertmeisterin Yuki Kasai ist Mahan Esfahani der ideale solistische Partner.